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227046

(2007) Moderne begreifen, Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag.

Sprache als Quelle des Selbst

Gernot Böhme

pp. 183-192

Mit dem Ausdruck ‚Quellen des Selbst "hat es das Missliche, dass man sich auf einen Autor beziehen muss, dessen Werk zu dem damit angesprochenen Thema wenig hergibt. Es ist Charles Taylor, dem man das Verdienst zusprechen muss, diesen Terminus geprägt und die damit aufgeworfene Frage gestellt zu haben. In seinem Buch Sources of the Self. The Making of Modern Identity (1989) versteht Taylor unter Selbst oder Identität die handlungsfähige Person, engl. agent. Für die Herausbildung der entsprechenden psychischen Konstitution benennt er nun Quellen, von denen aber nicht klar ist, ob sie Ressourcen zur Erklärung des handlungsfähigen Subjektes sind oder Ressourcen, aus denen das handlungsfähige Subjekt schöpft, um sein Handeln zu motivieren und zu stabilisieren. Zentral ist jedenfalls für Taylors Konzept der modernen Identität die interesselose und handlungsentlastete Vernunft, engl. disengaged reason. Nun ist seit Sokrates klar, dass eigentliches Handeln Distanz verlangt, und vernünftiges Handeln die Fähigkeit zu desengagiertem Abwägen voraussetzt. Nur ist das Subjekt, dass sich so konstituiert, die inhaltslose Instanz des Selbstbewusstseins, der Mann ohne Eigenschaften. Taylors Untersuchungen geben deshalb für die Frage, wie sich das Subjekt aus bestimmten inhaltlichen Hintergründen speist, was es im Akt der Selbstbesinnung als sich zugehörig auffindet, nichts her.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-8350-9676-9_13

Full citation:

Böhme, G. (2007)., Sprache als Quelle des Selbst, in C. Magerski, R. Savage & C. Weller (Hrsg.), Moderne begreifen, Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag, pp. 183-192.

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