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220554

(1999) Konzepte der Moderne, Stuttgart, Metzler.

Tierschicksale

Franz Marcs "Animalisierung der Kunst" oder der Kampf um eine Ästhetik der Moderne

Claudia Öhlschläger

pp. 389-416

Franz Marc, Vertreter eines ›geistigen‹ Expressionismus in der bildenden Kunst, Literat und Soldat im Ersten Weltkrieg, hat sowohl in seinen Bildern und Aufzeichnungen aus der Zeit vor 1914 als auch in seinen Briefen und Skizzen aus dem Feld ein ästhetisches Programm zu formulieren und zu etablieren versucht, mit dem er seiner Epoche ein progressives kunsttheoretisches Profil verleihen und zugleich eine kulturpolitische Botschaft übermitteln wollte. Dank der medialen Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit seines Werkes läßt sich an Franz Marc in exemplarischer Weise die diskursive Verschränkung konkurrierender Konzepte einer Theorie der Moderne ablesen. Der vorliegende Beitrag wird versuchen, Schnittstellen einer solchen intermedialen und gewissermaßen auch interdisziplinären Verflechtung zu markieren: Im Spannungsfeld von Text (Literatur) und Bild (Malerei) werden die wichtigsten Argumentationsmuster, die Marc zu einer Neuformulierung der Aufgabe und Funktion von Kunst dienen, nachgezeichnet und ihre — da sie heterogenen historischen wie zeitgenössischen Kulturkontexten entliehen sind — paradoxale Struktur herausgestellt. Im Zentrum des Kunstprogramms Marcs steht das Tier, in dem Agonalität und Innerlichkeit, Schöpfung und Tod, Aufbruch und Krise zusammenlaufen. Im Tierbild und in theoretischen Reflexionen über das Tier trägt Marc seinen ›Kampf‹ um eine ästhetische Neubegründung der Moderne aus, den ich im folgenden unter vier Gesichtspunkten näher beleuchten will: In einem ersten Schritt wird es um die Mythenbildung gehen, die sich schon zu Lebzeiten an der Person Franz Marcs gerade im Hinblick auf das von ihm bevorzugte Sujet ›Tier‹ entzündet hat.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05565-1_20

Full citation:

Öhlschläger, C. (1999)., Tierschicksale: Franz Marcs "Animalisierung der Kunst" oder der Kampf um eine Ästhetik der Moderne, in G. Von Graevenitz (Hrsg.), Konzepte der Moderne, Stuttgart, Metzler, pp. 389-416.

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