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204343

(1999) Psychiatrie der Gegenwart I, Dordrecht, Springer.

Philosophische Anthropologic als Grundlagenwissenschaft der Psychiatrie

Hinderk M. Emrich , W. Schiefenhövel

pp. 557-575

Die philosophisch-anthropologische Grundfrage nach der Natur, der Eigenart des Menschen ist in gewissem Sinne Ausgangspunkt jeder Wissenschaft; denn der Erwerb von Wissen, die Verständigung darüber, "was in Wahrheit ist" (Hegel 1807; vgl. Spaemann u. Löw 1981), kann nicht ganz von demjenigen Wesen absehen, das dieses Wissen erwirbt. Insofern waren alle wissenschaftlich fundierten und fundierenden Kulturepochen der Menschheit zumindest auch Epochen mit philosophisch-anthropologischen Fragestellungen. Für die Psychiatrie hat die Anthropologie neben diesem Fundamentalaspekt allerdings eine noch spezifischere Bedeutung: Die Anthropologie ist unabweisbar Grundlagenwissenschaft der Psychiatrie insofern, als psychiatrische Erkrankungen als Abweichungen von gesundem psychischem Leben immer zugleich Verweis auf das und Kontrapunkt zu dem sind, was es heißt, ein Mensch zu sein. Damit ergibt sich zugleich das Grundproblem jeder psychiatri¬schen Anthropologie, daß sie nämlich, ob sie will oder nicht, immer auch mit Idealtypologie zu tun hat, mit dem Aufstellen von Normalitätskriterien, so problematisch und sowohl Fehlverständnis wie auch Mißbrauch ermöglichend diese auch sein mögen (vgl. hierzu Weber 1993; Mitscherlich u. Mitscherlich 1987; Lifton 1988)

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-642-60174-3_20

Full citation:

Emrich, H. M. , Schiefenhövel, W. (1999)., Philosophische Anthropologic als Grundlagenwissenschaft der Psychiatrie, in H. Helmchen, F. Henn, H. Lauter & N. Sartorius (Hrsg.), Psychiatrie der Gegenwart I, Dordrecht, Springer, pp. 557-575.

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