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207619

(1995) Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler.

(Vexier-)Bilder, Muster, Verstellungen

Interpretation "nach" Wittgenstein

Kerstin Stüssel

pp. 361-377

Die einst verbreitete Angst vor literaturwissenschaftlicher Theorie, die die andere Seite einer vehementen Lust zur theoretischen Anstrengung war, weicht zur Zeit, so scheint es, einer spannungslosen Indifferenz; wenn nicht gar der Vorwurf eines unverbindlichen Pluralismus erhoben wird, heißt es meistens: ›Mode‹, verspätete ›Mode‹ oder ›Ik bün all da‹. Zur Zeit bekommt Systemtheorie den Modevorwurf zu spüren, die Bemühungen um Dekonstruktion werden als Nachholen einer Bewegung beschrieben, die dort (West-Coast/ East-Coast), wo alles herkommt, was hier (wo?) Mode wird, schon lange wieder ›out‹ ist. Und alles, was dort unter dem Schlagwort ›New Historicism‹ kursiert, muß mit dem Vorwurf leben, wie sich (dort) als neu etikettieren könne, was doch (hier) schon lange ein alter Hut sei. Die paradoxe Gegenbewegung zur ›Mode‹ ist, durch Unauffälligkeit aufzufallen; sie benötigt jedoch die rechtfertigende Rhetorik vom Prinzen, der aus seinem Froschzauber befreit werden muß, um zur Herrschaft zu gelangen. Notwendig zu wissen wäre allerdings, woran der verzauberte Prinz zu erkennen ist; denn: »Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen.« (217/568)1 Damit seien die Bedingungen einer gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen Wittgenstein-Lektüre angedeutet.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05561-3_20

Full citation:

Stüssel, K. (1995)., (Vexier-)Bilder, Muster, Verstellungen: Interpretation "nach" Wittgenstein, in H. Birus (Hrsg.), Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler, pp. 361-377.

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