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197777

Schlußbetrachtung

feindselige Konstruktionen der Wirklichkeit

Bernhard Pörksen

pp. 203-208

Abstrakt

Die Analyse des Neonazismus offenbarte nicht nur die zentralen Themen und die teilweise extern determinierten Inhalte dieser reaktiven Mobilisierungsideologie, sondern machte auch einige fundamentale Denkfiguren und Deutungsmuster — Modi der Realitätsverarbeitung — neonazistischer Gruppen sichtbar. Ihre Wirklichkeitskonstruktion wird offensichtlich von einem Set von Uberzeugungen gesteuert, die jeweils und in einer unauflöslichen Weise mit aktuellen und gesamtgesellschaftlich diskutierten Themen, spezifischen Fragen und Problemen und dem besonderen Sprachgebrauch verquickt sind. Man fühlt sich, so wurde deutlich, stets in irgendeiner Weise betrogen und wähnt sich einer Welt von Feinden gegenüber, sieht ein das eigene Volk bedrohendes Verhangnis heraufziehen, dessen fatale Auswirkungen rasches Handeln und eine sofortige, aber allenfalls diffus beschriebene Umorientierung nötig machen: Es sind Souveranitatsverluste, die man beklagt, und Unterdrückungssituationen, denen man sich ausgesetzt sieht, Vermischungsphobien und Krisen- und Verfallsdiagnosen, die man artikuliert. Die diesen Deutungsmustern und Denkfiguren inhärente Sehnsucht zielt auf die Wiederherstellung einer völkisch verstandenen Reinheit und Einheit, die den Ausschluß derjenigen bedingt, die auf der Basis rassischbiologisch, kulturell, religios oder moralisch bestimmter Unterscheidungsmerkmale als nicht zugehorig gelten (sollen).

Publication details

Published in:

Pörksen Bernhard (2000) Die Konstruktion von Feindbildern: zum Sprachgebrauch in neonazistischen Medien. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Seiten: 203-208

DOI: 10.1007/978-3-322-93544-1_11

Referenz:

Pörksen Bernhard (2000) Schlußbetrachtung: feindselige Konstruktionen der Wirklichkeit, In: Die Konstruktion von Feindbildern, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 203–208.