Die Rätsel der lebendigen Gegenwart
pp. 94-122
Abstrakt
In der vorangehenden Darstellung deuteten sich einige Schwierigkeiten an. Es hieß einmal: Das Ich "berührt" sich urimpressional in der Selbstgegenwärtigung, — und doch kann es sich nicht wie sonstige Gegenstände erfassen; sein Reflektieren bleibt "Nachgewahrep". Weiterhin: Das Ich ist als Vollzugspol alles noetisch-noematischen Lebens mehr als der Gegenstandspol einer Ding-Wahrnehmung, und doch ist dies seine notwendige und ausschließliche Gegebenheitsweise unter dem Blick der Reflexion. Außerdem: Das Ich ist stehende, bleibende Funktionsgegenwart und doch zugleich Strömen, urtümlicher Wandel. Und schließlich: Es konstituiert ursprünglich Zeitstellen, es ist selbst vorzeitlich; und doch ist seine eigene urzeitigende Gegenwart in jederzeit vermöglicher Reflexion als ein gezeitigtes Zeitstellenjetzt enthüllbar. Die sich damit ankündigenden Paradoxien sollen im Folgenden eingehender erörtert werden; sie sollen dabei "Rätsel" der lebendigen Gegenwart heißen. Darin soll zum Ausdruck kommen, daß Husserl selbst sie — wie alle in der Phänomenologie auftauchenden Schwierigkeiten, grundsätzlich als lösbar angesehen hat. Er sagt: "Unlösbare Rätsel sind Widersinn"1.
Publication details
Published in:
Held Klaus (1966) Lebendige Gegenwart: Die Frage nach der Seinsweise des Transzendentalen Ich bei Edmund Husserl, Entwickelt am Leitfaden der Zeitproblematik. Den Haag, Nijhoff.
Seiten: 94-122
DOI: 10.1007/978-94-017-2059-5_10
Referenz:
Held Klaus (1966) Die Rätsel der lebendigen Gegenwart, In: Lebendige Gegenwart, Den Haag, Nijhoff, 94–122.