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Körperzeichen und Raumordnung

Klaus Kanzog

pp. 152-161

Abstrakt

Kleist-Leser sehen sich seit langem mit dem Phänomen des Medienwechsels konfrontiert. In der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft hat man darauf bereits früh reagiert: 1977 mit der Jahresgabe ›Werke Kleists auf dem modernen Musiktheater‹,1 1981 mit der Jahresgabe ›Erzählstrukturen — Filmstrukturen‹.2 Nehmen wir z.B. Kleists Erzählung ›Die Verlobung in St. Domingo‹. Wir kennen Theodor Körners Drama ›Toni‹ (1812), Hans Albert Mattauschs Musikdrama ›Die Jassa-Braut‹ (1922), Winfried Zilligs Funkoper von 1957, danach 1961 in szenischer Darbietung, auch Werner Egks Oper (1963), Hans J. Syberbergs Film ›San Domingo‹ (1970) und das 1995 in der Schlosserei des Kölner Schauspiels uraufgeführte Ballett in der Choreographie von Jochen Ulrich. Jedes dieser Werke beruht auf dem Sujet der Erzählung, aktualisiert ausgewählte Zeichen und ist ein Werk eigenen Rechts, das jeweils gemäß seiner unterschiedlichen medialen Voraussetzungen analysiert werden muss. Aus komparatistischer Sicht ist ein Vergleich hier nur auf aufgrund tragfähiger Begriffe möglich. Der Begriff ›Choreographie‹ muss auf das Ballett beschränkt bleiben. Als Parameter für die Beurteilung aller Realisierungen des Sujets eignet er sich nicht. Denn die Notation einer Choreographie orientiert sich an den ballettspezifischen Ordnungskriterien. Sie wählt Wortkürzel für Tanzschritte und Posen, skizziert Bodenwege, visualisiert mit Strichfiguren die Form des sich bewegenden Körpers, macht Musiknoten zu Zeichen und verwendet daneben auch abstrakte Zeichen.3

Publication details

Published in:

Brandstetter Gabriele, Doering Sabine, Blamberger Günter (2007) Kleist-Jahrbuch 2007. Stuttgart, Metzler.

Seiten: 152-161

DOI: 10.1007/978-3-476-00319-5_12

Referenz:

Kanzog Klaus (2007) „Körperzeichen und Raumordnung“, In: G. Brandstetter, S. Doering & G. Blamberger (Hrsg.), Kleist-Jahrbuch 2007, Stuttgart, Metzler, 152–161.