Repository | Book | Chapter

220607

(1963) Max Weber zum Gedächtnis, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Wo im Eingang der Schriften des Alten Testaments von der Ehe die Rede ist, geschieht dies in dem Gedankenzusammenhang, daß man, um einander für immer anzugehören, die Eltern für immer verläßt. Und so ist es ja äußerlich, aber zunächst auch innerlich — für eine so junge Frau zumal, zu der das Glück in der hellen Morgenfrühe des ungebrochenen Lebens trat, traumhaft schön, scheinbar alles umbildend und alles Vergangene hinter ihr zum Versinken bringend. Nun formen beide sich für- und nacheinander, ganz neuen unerlebten Schicksalen entgegen, die dann gestaltend und prägend sich des jungen Lebens bemächtigen und aus ihm ein Menschenlos formen, eigenständig, losgelöst aus dem Boden der eigenen Vergangenheit — so scheint es.— Und dennoch: "Nach dem Gesetz, wonach du angetreten", es bleibt nicht leicht etwas verloren, was einmal in uns gelegt wurde. Dies Geschick vollzieht sich verschieden an den Menschen, je nach ihrer Eigenart. Ich weiß nicht, ob in der Generation unserer Eltern so, wie in der unsrigen. Und wohl auch in uns bei jedem einzelnen anders. Sehe ich unsre junge Frau richtig, dann wurde ihr, wie so manchem von uns, neben so vielem anderen, auch die schöne schicksalsvolle Gabe besinnlichen Sichinsichselbstversenkens, die innere Nötigung, es zu tun, mit in die Wiege gegeben.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-04200-6_2

Full citation:

Leo, J. , Birnbaum, I. , Berber, F. J. , Rehm, M. , Bloch, E. , Von Wiese, L. , Plessner, H. , Troeltsch, E. , Rickert, H. , Meinecke, F. , Heuss, T. (1963)., Max Weber und seine Wirkung im Urteil der Zeitgenossen, in R. König & J. Winckelmann (Hrsg.), Max Weber zum Gedächtnis, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 13-159.

This document is unfortunately not available for download at the moment.