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220485

Die Politische Theorie autopoietischer Systeme

Niklas Luhmann

André Brodocz

pp. 465-495

Abstrakt

Bis weit in die 1980er Jahre war die politisch theoretische Auseinandersetzung mit Niklas Luhmann und seiner Theorie autopoietischer Systeme vor allem dadurch geprägt — und blockiert —, daß sie als konservativ kritisiert wird (vgl. z.B. Rödel/Frankenberg/Dubiel 1989: 143–154). Auf die Frage, wie es zu der Kritik gekommen ist, hat Luhmann (1987: 152) einmal in einem Interview geantwortet: "Mein Eindruck ist der, daß die progressive Seite mit bestimmten Theoriefiguren besetzt ist, und was nicht in diese Theoriefiguren paßt, ist dann das Gegenteil von progressiv, also konservativ. Dieses Stereotyp kommt aus der Selbsteinschätzung derjenigen, die es mir auferlegen." Bereits in dieser Stellungnahme deuten sich zwei wesentliche Merkmale der Luhmannschen Theorie an: Zum einen bringt sie zur Sprache, daß bei der Kommunikation einer Theorie nicht allein ihre Mitteilung durch den Theoretiker entscheidend ist, sondern auch die Art, wie sie verstanden wird. Zum anderen zeigt die Antwort an, daß Luhmann der Gebrauch von Unterscheidungen interessiert, die ihm zufolge die Gesellschaftsstruktur prägen. Die konservativ/progressiv-Unterscheidung ist dabei aus Luhmanns (1987: 152) Sicht "(...) nicht sehr bedeutsam. Wenn man wirklich konservativ ist, dann müßte man heute enorm viel ändern, um angesichts der vielfältigen Veränderungen etwas zu bewahren. Wie kann man in einer solchen Situation sinnvollerweise von ‚konservativ" reden?"

Publication details

Published in:

Brodocz André, Schaal Gary S. (2001) Politische Theorien der Gegenwart II: Eine Einführung. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Seiten: 465-495

DOI: 10.1007/978-3-663-12320-0_16

Referenz:

Brodocz André (2001) „Die Politische Theorie autopoietischer Systeme: Niklas Luhmann“, In: A. Brodocz & G. S. Schaal (Hrsg.), Politische Theorien der Gegenwart II, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 465–495.