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122295

(1966) Lebendige Gegenwart, Den Haag, Nijhoff.

Zurückführung der Rätsel der lebendigen Gegenwart auf das eine Rätsel der Einheit von stehen und strömen

Klaus Held

pp. 134-137

Und doch kommt sowohl in der Ideation des allzeitlichen nunc stans wie in der Verzeitigung und Mitzeitigung des verharrenden Ich-in-der-Jeweiligkeit etwas vom rätselhaften Wesen der Vor-Gegenwart zum Vorschein; denn beide Weisen der Selbsterfahrung machen von Voraussetzungen Gebrauch, ohne die sie nicht vollzogen werden könnten. Die Aufstellung des allzeitlichen nunc stans wäre nicht möglich ohne eine uneinholbare Protentionalität, eine vor-zeitliche Identität und Ständigkeit und eine unaufhebbare Ungegenständlichkeit (Anonymität) des "Ich fungiere", welche die Ideation einzuholen und zu erfassen sucht. Der reflektierende Mitvollzug und Anblick der "immanenten" Zeitigung wiederum ist nur möglich durch eine urpassive und praereflexive entgleitenlassende Zusammennahme "im Innern" des letztfungierenden Ich selbst. In formelhafter Zuspitzung: Das nunc stans-Bewußtsein thematisiert einseitig die ichliche Ständigkeit, überspringt eben dadurch das Strömen und verstellt so den Zugang zur "eigentlichen" lebendigen Gegenwart. Das Bewußtsein vom gezeitigten verharrenden Ichpol der Vollzüge und Habitualitäten erblickt im aufdeckenden Mitvollzug das Strömen, versteht auf diese Weise die Möglichkeit von Welt- und Selbstgegenwärtigung und -Zeitigung, kann so aber die vor-zeitlich ständige Gegenwart nur noch als Zeitstellengegenwärtigkeit erfahren und verdeckt auf diese Weise ebenfalls das volle Wesen des urphänomenalen "Ich fungiere".

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-017-2059-5_12

Full citation:

Held, K. (1966). Zurückführung der Rätsel der lebendigen Gegenwart auf das eine Rätsel der Einheit von stehen und strömen, in Lebendige Gegenwart, Den Haag, Nijhoff, pp. 134-137.

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