Repository | Book | Chapter

221662

(2010) Geschichte des politischen Denkens IV, Stuttgart, Metzler.

Carl Schmitt (1888–1995) oder Politisches Denken für alle Fälle

Henning Ottmann

pp. 215-274

Carl Schmitt ist der umstrittenste Jurist des 20. Jh.s. Für manche ein Denker vom Range eines Hobbes, ein Klassiker schon zu Lebzeiten (Willms), für andere »ein Zuhälter der Gewalt« (Graf Krockow), ein »staatsrechtlicher Diabolus« (Sontheimer), der »Kronjurist des Dritten Reiches« (Gurian). In jedem Fall ist Schmitt ein teuflisch interessanter Denker, inzwischen weltweit in der Diskussion, ob in Deutschland, Spanien oder Italien, ob in den USA oder in Japan. Schmitts erste Veröffentlichungen fallen noch in das Kaiserreich. Eine bedeutende Rolle spielt Schmitt im politischen und juristischen Denken der Weimarer Republik, eine unrühmliche in den ersten Jahren des Dritten Reiches. Aber auch in den Diskussionen der Nachkriegszeit ist Schmitt auf eine vielfache Weise präsent. Er bedenkt das Ende des klassischen Völkerrechts, die neue Rolle der irregulären Kämpfer, die neue Raumordnung. In den letzten Jahren sind Veröffentlichungen erschienen, die Schmitt auch noch den Weg zum »permanenten« Ausnahmezustand oder zu Abu Ghraib und Guantanamo weisen sehen. Ob Schmitt auch noch diese Rolle verdient hat, ist zu bezweifeln. Jedenfalls begleitet sein Denken das Jahrhundert. Es ist ein politisches Denken für alle (Not- und Krisen-)Fälle, die das 20. Jh. zu bieten hat.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00023-1_5

Full citation:

Ottmann, H. (2010). Carl Schmitt (1888–1995) oder Politisches Denken für alle Fälle, in Geschichte des politischen Denkens IV, Stuttgart, Metzler, pp. 215-274.

This document is unfortunately not available for download at the moment.