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208818

(1995) Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler.

Verstehen konstruieren

Joachim Jacob

pp. 324-336

Daß zum Umgang mit Literatur gehört, sie zu verstehen, scheint wenig bemerkenswert. Fragwürdig wird das Verstehen meist erst dann, wenn bei der Lektüre etwas Unverständliches begegnet — eine unbekannte Vokabel, eine überraschende Wortstellung oder der Chorus mysticus aus Goethes Faust II Weil erst das Unverständliche Aufmerksamkeit für das Verstehen erregt, artikuliert sich auch das Bedürfnis, das Verstehen literarischer Texte zu reflektieren, in dem Moment, in dem die erste abendländische Literatur — das Werk Homers — beim Lesen fremd zu werden beginnt. In der Folge entsteht eine Fülle differenzierter Theorien zum Problem des Verstehens und Auslegens, die zum Verständnis einzelner Werke wie der Ilas des Homer oder der Bibel anleiten oder einzelnen Disziplinen, etwa der Geschichtswissenschaft, ein sachgemäßes Erfassen ihres Gegenstandes ermöglichen sollen. Doch erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts unternimmt Friedrich D.E. Schleiermacher den Versuch, die Lehre vom Verstehen, die Hermeneutik, zu einer universalen Reflexion auf die Bedingungen des Verstehens überhaupt auszubauen und in einem begründeten Zusammenhang erkenntnistheoretischer, moralischer und ästhetischer Überlegungen zu beschreiben.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03544-8_28

Full citation:

Jacob, J. (1995)., Verstehen konstruieren, in M. Pechlivanos, S. Rieger, W. Struck & M. Weitz (Hrsg.), Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler, pp. 324-336.

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