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208818

(1995) Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler.

Buchstabe, Schriftbild, Bild als Schrift

Dagmar Buchwald

pp. 11-22

»Worte zu machen, Worte zu ergreifen, das heißt hier und wieder: ihnen — womöglich handwerklich — materielle Substanz zu geben; Dinge beim Wort (und Bild) zu nehmen, impliziert auch das gegenläufige Worte-beim-Ding-Nehmen in Form von Wort-Dingen und Ding-Worten, Wort für Wort und Ding für Ding, Ding für Wort und Wort für Ding, in konkreter Sprachlichkeit und sprachlicher Konkretheit. Worte können gefeilt und geschliffen und gebrochen werden wie Dinge selbst; Worte können im Munde herumgedreht und gewendet werden wie Speisen und Nährstoffe, die man abschmeckt und schmackhaft zubereitet. ›Konkrete Poesie‹ und andere Schreibweisen (etwa das von André Breton 1929 kreierte ›Objekt-Gedicht‹) reichern Sprache — im Rückgriff auf vermeintlich überwundene Traditionen — wieder an mit Farben und Gerüchen und Geräuschen, mit Kälte und Wärme, mit divergentesten Materialien und Aggregatzuständen, mit Leben und Welt. (…) Angesichts einer Situation, in der vor allen Dingen Wörter lagern und die Dinge vor lauter Wörtern und Abbildern kaum noch zu sehen sind, versucht Kunst, beide — das Wort und das Ding — gleichberechtigt erneut ins Spiel zu bringen, die magische ›Sympathie des Zeichens mit dem Bezeichneten (Eine der Grundideen der Kabbalistik.)‹ (Novalis, ›Fragmente‹, 1800/02) wiederherzustellen« (Ulrichs 1984, 13).

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03544-8_2

Full citation:

Buchwald, D. (1995)., Buchstabe, Schriftbild, Bild als Schrift, in M. Pechlivanos, S. Rieger, W. Struck & M. Weitz (Hrsg.), Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler, pp. 11-22.

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