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208818

(1995) Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler.

Ideologie und ihre Kritiker

Shankar Raman, Wolfgang Struck

pp. 207-223

Warum er versuche, das Wort Ideologie zu vermeiden, begründet Pierre Bourdieu in einer 1991 mit Terry Eagleton geführten Diskussion mit dem Hinweis auf die enge Beziehung zwischen Ideologietheorien und einer kartesianischen Tradition, von der sich die Orientierung auf Bewußtsein, falsches Bewußtsein, Unbewußtsein usw. ableite. Diese Privilegierung der Kategorie ›Bewußtsein‹ verhindere die Einsicht in »die wichtigsten ideologischen Wirkungen, die meistens durch den Körper übermittelt werden«. Als Alternative — und um »Gebrauch und Mißbrauch [des Ideologiebegriffs] zu kontrollieren« — schlägt Bourdieu die Begriffe doxa, habitus und verwandte Kategorien wie symbolische Domination, symbolische Gewalt und symbolische Macht vor (Bourdieu/Eagleton 1992, 112ff.). Der Richtungswechsel der Perspektive — vom Feld der subjektiven Ideen zum Raum der symbolisch strukturierten Macht, auf das, was Martin Jay »die psychosozialen Mechanismen des Gehorchens und die Quellen der Gewalt« nennt (Jay 1973, 166) — markiert dennoch weniger eine Verabschiedung als eine Neukonstitution der vom Konzept der Ideologie selbst eröffneten Problematik — einer Problematik, die bereits in den ambivalenten, aber für die Entstehung eines kritischen Ideologiebegriffs zentralen Formulierungen von Marx zu finden ist.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03544-8_18

Full citation:

Raman, S. , Struck, W. (1995)., Ideologie und ihre Kritiker, in M. Pechlivanos, S. Rieger, W. Struck & M. Weitz (Hrsg.), Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler, pp. 207-223.

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