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223875

(2008) Handbuch Medienpädagogik, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Kritisch-emanzipative Medienpädagogik

Sonja Ganguin, Uwe Sander

pp. 61-65

Mit dem Präfix kritisch-emanzipativ wird eine historische Phase der Medienpädagogik aus den 1960er und 1970er Jahren benannt, deren zentrales Charakteristikum ihre Abstraktheit bzw. gesellschaftspolitische Ausrichtung ist. Als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft folgte die kritisch-emanzipative Medienpädagogik der sozialwissenschaftlichen Wende einer noch weitgehend geisteswissenschaftlich ausgerichteten Pädagogik hin zu einer Erziehungswissenschaft, die sich bewusst in den Dienst von Aufklärung, Emanzipation und Gesellschaftsveränderung stellte. Die theoretischen Grundannahmen der Erziehungswissenschaft allgemein und der Medienpädagogik speziell wurden seinerzeit durch die Wiederentdeckung der Kritischen Theorie von Adorno und Horkheimer bzw. marxistischer Theoreme neu geordnet. In den 60er und 70er Jahren wurde somit in Westdeutschland auch die Rolle der Massenmedien unter die Lesart kapitalistisch-politischer Ökonomie und gesellschaftlicher Verblendungszusammenhänge, aber auch unter die Tradition linker Kulturkritik subsumiert. An dieser Stelle müssen diese Theorieüberlegungen nicht mehr ausführlich erläutert werden (vgl. hierzu den Beitrag von Schicha, 2.2.8, in diesem Handbuch). Es reicht zusammenfassend darauf hinzuweisen, dass die Massenmedien bzw. die massenmedialen Akteure als Teilelement einer gesamtgesellschaftlichen Logik der Unterdrückung gesehen wurden. Den Medienrezipienten blieb dieser Umstand allerdings durch strukturelle Verblendungsmechanismen und einen ideologischen Gesamtüberbau der Gesellschaft (in dieser Theoriesicht) intransparent. Massenmedien als Teil des kapitalistisch-industriellen Systems ("Kulturindustrie") manipulieren und unterdrücken allerdings in dieser Perspektive nicht nur, sondern sie reproduzieren affirmativ die bestehenden "Produktionsverhältnisse", d.h. die bestehenden politischen und ökonomischen Ungleichheitsverhältnisse, indem sie den Medienrezipienten zum passiven Konsumenten degradieren.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-91158-8_6

Full citation:

Ganguin, S. , Sander, U. (2008)., Kritisch-emanzipative Medienpädagogik, in U. Sander, F. Von Gross & K. Hugger (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 61-65.

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