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(2011) Die gesunde Gesellschaft, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Antonovskys Religionsverständnis und dessen Verhältnis zu Konzepten von Spiritualität
eine gesundheitswissenschaftliche und sozialethische Herausforderung
Florian Jeserich
pp. 181-205
In den Gesundheitswissenschaften fand das Salutogenesemodell des amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) weite Verbreitung. Der internationale, anhaltende Erfolg seines stresstheoretischen Modells, das er in den wesentlichen Zügen bereits vor mehr als dreißig Jahren in seiner Monographie Health, Stress, and Coping (1979) erläuterte, lässt sich teils darauf zurückführen, dass es sich hierbei um eine der wenigen ,großen" Theorien im Bereich der Gesundheitsforschung handelt (Faltermaier 2006). Obgleich vielfach Kritik an Antonovskys Modell geäußert wurde und wird - zum Beispiel wird die Originalität seiner Thesen bezweifelt (Siegrist et al. 1998), das methodische Vorgehen bei der Operationalisierung des zentralen Konstrukts, des Kohärenzgefühls, kritisiert (Becker 1998) und die faktorenstrukturelle und diskrimi- nante Validität der Skala zur Messung des Kohärenzgefühls als Schwachpunkt herausgestellt (Frenz et al. 1993; Geyer 1997) -, bietet es viele Vorteile: Es stellt die vorherrschende, oft einseitig pathogene Orientierung in Theorie und Praxis in Frage; es überwindet eine zu einfach konstruierte Dichotomie zwischen ,Krank- heit" und , Gesundheit" und stellt ein Krankheits-Gesundheits-Kontinuum an dessen Stelle; es versteht den beschwerlichen Weg zum Pol der Gesundheit als einen komplexen Stressbewältigungsprozess, in dem die vom sog. Kohärenzgefühl gesteuerte Mobilisierung biologischer, psychischer und soziokultureller Widerstandsressourcen die zentrale Rolle spielt; und - nicht zuletzt: Es bietet dank dieser Vielschichtigkeit einen dehnbaren Rahmen für eine theoriegeleitete, interdisziplinäre Gesundheitsforschung.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-531-92818-0_10
Full citation:
Jeserich, F. (2011)., Antonovskys Religionsverständnis und dessen Verhältnis zu Konzepten von Spiritualität: eine gesundheitswissenschaftliche und sozialethische Herausforderung, in P. Hensen & C. Kölzer (Hrsg.), Die gesunde Gesellschaft, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 181-205.
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