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220947

(2018) Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler.

Genie

Alexander Košenina

pp. 202-209

Viele literarische Faust-Figuren seit dem ›Volksbuch‹ von 1587 sind mit Vorstellungen des Genies in Verbindung gebracht worden. Kaum zufällig beginnt die europäische Begriffs- und Konzeptgeschichte zu eben dieser Zeit. Erst seit Ende des 16. Jahrhunderts finden lateinisch genius (Schutzgeist) und ingenium (Naturanlage, Talent, Geist) im französischen ›génie‹ (synonym für esprit, caractère, nature, talent) und im englischen ›genius‹ (synonym für characteristic disposition, inclination, original) zusammen. Trotz Widerständen, etwa Gottscheds, der dieses ›undeutsche Ding‹ lieber durch ›Lebhaftigkeit des Geistes‹ übertragen sehen möchte, setzt sich der Begriff im Deutschen ab Mitte des 18. Jahrhunderts, vor allem durch Übersetzungen, namentlich Batteuxs oder Shaftesburys, durch. Stets ist dabei aus der antiken Rhetorik studium als Gegenbegriff zu ingenium mitzudenken, das frei denkende und schaffende Genie etabliert sich gegen jede unselbständige Regelbefolgung und unreflektierte Wissensanhäufung (Fabian/Ritter/Warning 1974). Schiller wird später in seiner Jenaer Antrittsvorlesung in diesem Sinne den ›philosophischen Kopf‹ gegen den ›Brotgelehrten‹ ausspielen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05363-3_24

Full citation:

Košenina, A. (2018)., Genie, in C. Rohde, T. Valk & M. Mayer (Hrsg.), Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler, pp. 202-209.

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