220723

(2018) Handbuch Pragmatismus, Stuttgart, Metzler.

Symbolischer Interaktionismus

Jörg Strübing

pp. 200-206

Die Sozialtheorie des Symbolischen Interaktionismus (im Folgenden: SI) ist als eine der klassischen soziologischen Theorieperspektiven zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Kontext der Chicago School entstanden. Als Begründer gelten der amerikanische Sozialpsychologe und Philosoph George Herbert Mead (1863–1931) ebenso wie sein Kollege Charles Horton Cooley (1864–1929). Ihre Bezeichnung bekam diese Richtung soziologischen Denkens erst 1937 nach dem Tod der beiden, und zwar von Meads letztem Assistenten, Herbert Blumer (1900–1987). Die Entstehung des SI ist nur im Kontext einerseits der Sozialphilosophie und Epistemologie des amerikanischen Pragmatismus sowie andererseits des Social Refom Movement in Chicago und anderen US-amerikanischen Großstädten zu verstehen (s. Kap. 26). Zentral ist im SI die Annahme, dass Identität und Sozialität ihrem Wesen nach Interaktionsphänomene sind und aus der menschlichen Fähigkeit zur Symbolbildung resultieren. Individuum und Gesellschaft bedingen einander wechselseitig und haben den gleichen Ursprung. Die erkenntnistheoretische Perspektive des symbolischen Interaktionismus versteht Realität als perspektivgebunden und beständig im Fluss. Daher werden soziale Strukturen und Institutionen ebenfalls als emergente Prozesse verstanden. Damit ist der SI ein wichtiges Vorbild späterer sozialkonstruktivistischer Ansätze bis hin zu aktuellen praxeologischen Perspektiven.

Publikationsangaben

DOI: 10.1007/978-3-476-04557-7_27

Quellenangabe:

Strübing, J. (2018)., Symbolischer Interaktionismus, in M. Festl (Hrsg.), Handbuch Pragmatismus, Stuttgart, Metzler, pp. 200-206.

Dieses Dokument ist derzeit leider nicht zum Runterladen verfügbar.