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Die Logik einer zerfallenden Welt

Monika Ritzer

pp. 169-234

»Es ist philosophische Aufgabe gewesen, eine Weltanschauung zugleich als wissenschaftliche Erkenntnis und als Lebenslehre zu entwickeln. Die rationale Einsicht sollte der Halt sein. Statt dessen wird in diesem Buch der Versuch gemacht, nur zu verstehen, welche letzten Positionen die Seele einnimmt, welche Kräfte sie bewegen«. Mit diesen Worten beginnt Karl Jaspers seine 1919 erscheinende ›Psychologie der Weltanschauungen‹ (V). »Psychologie« meint hier eine neue »philosophische Wissenschaft« an Stelle der traditionellen »prophetischen « Philosophie, die es heute »außer in romantischen Wiederherstellungsversuchen schwächlicher Art nicht gibt« (2). War es nach Jaspers dem Philosophen früher möglich, den Platz des Menschen im Weltganzen zu bestimmen oder »Werttafeln« aufzustellen, die in der Sinnfrage eine ethische Orientierung boten, so wendet der philosophische Wissenschaftler nun ernüchtert seinen Blick dem Bestehenden zu. Seine »universale Betrachtung des Menschen und seiner Gebilde« kann und will nicht mehr Regeln verbindlicher Lebensgestaltung begründen; doch sie spricht »von den Impulsen, davon, wie Menschen ihren Sinn finden, was sie für recht halten, welche Forderungen sie als unbedingt verbindlich erfahren« (2f.): Die Darstellung der Realität, freilich »unter der Idee des Menschen« (9), übernimmt die weltanschauliche Aufgabe der Philosophie.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03267-6_7

Full citation:

Ritzer, M. (1988). Die Logik einer zerfallenden Welt, in Hermann Broch und die Kulturkrise des frühen 20. Jahrhunderts, Stuttgart, Metzler, pp. 169-234.

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