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Materialien zu Einem Zerfall der Werte

Monika Ritzer

pp. 128-168

»Der Krieg hatte sich als ein sinnloses blutiges Aufeinanderprallen kontradiktorischer Wertsysteme gezeigt, von denen jedes einzelne mit dem Anspruch auf absolute Alleingeltung aufgetreten war; doch dieser Zustand der … Wertzerrissenheit und Wertvemichtung war … durch den Frieden keineswegs gemildert, sondern eher verschärft worden; sozialistische, nationalistische, konservative Strebungen kämpften chaotisch untereinander und ließen den Abgrund des Blutgrauens ahnen, in welchen die Welt noch weiter gleiten sollte: angesichts solchen Wertzerfalls war es kein Wunder, daß das alte Problem der absoluten Werte sich aufs neue und mit aller Intensität anmeldete« (10/2, 198). — Das »alte Problem« meldet sich in den zwanziger Jahren jedoch in einer neuen Form, deren Grundtendenz das Zitat bereits nennt. Kann man die eigentliche Werttheorie als den Entwurf eines »Wertsystems der Erkenntnis « verstehen, in dem die Wertungen der Subjekte noch mit einem objektiven Wert zu vermitteln waren — entsprechend hammonierten in den Erzählungen Individualität und Allgemeinheit —, so beobachtet Broch nun den Zerfall dieser Synthese, in dem einzelne oppositionelle Bereiche die Wertkomponente usurpieren. Die Philosophie der Freiheit sieht sich konfrontiert mit einer chaotisch freiheitswilligen Welt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03267-6_6

Full citation:

Ritzer, M. (1988). Materialien zu Einem Zerfall der Werte, in Hermann Broch und die Kulturkrise des frühen 20. Jahrhunderts, Stuttgart, Metzler, pp. 128-168.

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