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220241

(1993) Die literarische Moderne in Europa 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die Modernität des Werks von Thomas Mann

Rolf G Renner

pp. 398-415

"Joyce wagte ich manchmal schon als einen Gespielen zu empfinden, wenn auch als einen Gegenspieler; denn ich bin entschieden Traditionalist, ob ich schon öfters mit den alten Formen Jux treibe und sie — mit Andacht — auflöse".1 Die Forschung zu Thomas Manns Werk hat sich dieser Selbstdeutung weitgehend angeschlossen. Als einen Traditionalisten begreift sie den Autor, indem sie ihn der Linie des bürgerlichen Humanismus zuordnet und ihn zum Exponenten einer realistischen und mimetischen Literatur macht. Der Moderne kann sie ihn nur zurechnen, insofern diese als eine Fortschreibung der Aufklärung verstanden wird, als eine von Vernunft und Rationalität geleitete Beschreibung der Wirklichkeit, die auf der Hermeneutik des Sinns beruht und auf eine lineare Geschichte des Fortschritts vertraut.2 Die Texte des Autors Thomas Mann werden so auf eine Schreibweise verpflichtet, die mit traditionellen Erzählformen noch unter den Bedingungen einer widerständigen Erfahrungswirklichkeit eine in sich geschlossene fiktionale Wirklichkeit schafft. Eine literarische Moderne in diesem Verständnis ist, ganz im Sinn der gattungstheoretischen Überlegungen von Georg Lukäcs‚ Theorie des Romans" nichts anderes als eine Rekonstruktion im Bewußtsein des Verlorenen. Sie bedarf keines grundsätzlichen Paradigmenwechsels.3

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-93604-2_17

Full citation:

Renner, R.G. (1993)., Die Modernität des Werks von Thomas Mann, in S. Rothemann, H. J. Piechotta & R. Wuthenow (Hrsg.), Die literarische Moderne in Europa 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 398-415.

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