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(2017) Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie, Dordrecht, Springer.

Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie

Bedeutung, Identität, Situation und Perspektiven eines großen medizinischen Fachgebietes

Hans-Jürgen Möller, Gerd Laux

pp. 3-37

Das vorliegende Werk will kompaktes "State-of-the-Art-Wissen" wissenschaftlich fundiert und dennoch praxisnah des aus der Nervenheilkunde entwachsenen Faches Psychiatrie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie darstellen. In diesem medizinischen Gebiet sind derzeit über 17.000 Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (ca. 10.000), Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (ca. 4000) und ca. 3000 Fachärzte für Nervenheilkunde (meist ohne Psychotherapie) tätig. Die von diesen Fachärzten zu versorgenden psychischen Erkrankungen sind zahlreich: Ihre 1-Jahres-Prävalenz (im Erwachsenenalter unter 65 Jahren) beträgt knapp 28 % (Jacobi et al. 2014). Diese Erkrankungshäufigkeit (mehr als ¼ der deutschen Erwachsenenbevölkerung!) ist so hoch, dass die verfügbaren spezifischen Fachärzte nicht ausreichen, um psychisch Kranke zu versorgen. Daher hat sich zusätzlich der Berufsstand Psychologischer Psychotherapeuten etabliert, durch die psychische Störungen ausschließlich mit Psychotherapie behandelt werden. Diese Berufsgruppe umfasst derzeit da. 40.000 examinierte Psychologische Psychotherapeuten, wobei ca. 14.000 über einen ambulanten Kassensitz verfügen (Vertragspsychotherapeuten; Bundespsychotherapeutenkammer 2015). Besonders häufige psychische Störungen, wie Depressionen und Demenzen, werden zudem mehrheitlich von Haus- und Allgemeinärzten behandelt. Damit nimmt das Gebiet psychischer Störungen eine zentrale Position im Gesamtbereich der klinischen Medizin ein. Nur wenige Fachgebiete der Medizin haben in den vergangenen 40 Jahren (nach der "Psychiatrie-Enquete") derart deutliche Veränderungen in den Augen der Öffentlichkeit, der Medien und in der Behandlungsrealität in den stationären, ambulanten und komplementären Versorgungsektoren aufzuweisen wie die Psychiatrie und Psychotherapie. Das Wissen um Ätiologie, Pathogenese und Einflussfaktoren und die Behandlungsmöglichkeiten von psychischen Erkrankungen hat sich enorm erweitert durch eine breit angelegte Forschungsaktivität von den Grundlagen (genetisch, molekular, zellulär, systemisch) über die klinische Neurobiologie (Bildgebung, Biomarker) und die Humanwissenschaften (Kognition, Emotion, soziale Umwelt) bis zu den Interventionsmethoden (Pharmakotherapie, Hirnstimulation, Psychotherapie, Verhaltensmedizin). Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und gesundheitspolitischer Strukturveränderung, ökonomischer und personeller Engpässe, hohem Versorgungsbedarf bei divergierenden konzeptuellen Versorgungsmodellen und Spezialisierungsbestrebungen ist das Fachgebiet hinsichtlich Zukunft und Weiterentwicklung mit großen Herausforderungen konfrontiert.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-662-49295-6_102

Full citation:

Möller, H. , Laux, G. (2017)., Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie: Bedeutung, Identität, Situation und Perspektiven eines großen medizinischen Fachgebietes, in H. Möller, G. Laux & H. Kapfhammer (Hrsg.), Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie, Dordrecht, Springer, pp. 3-37.

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