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215883

(2011) Lernen und Erzählen interdisziplinär, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Leiblichkeit und Erzählen

Cornelie Dietrich

pp. 189-199

Kaum ein Phänomen der gesprochenen Sprache konfrontiert uns deutlicher mit der Sinnlichkeit der Sprache als das Schweigen. Wenn ein Redner nichts von sich hören lässt, obwohl es von seinem Gegenüber – immer dringlicher – erwartet wird, antizipieren wir im vergeblichen Hören die Stimme des Anderen. Und indem die Spannung langsam steigt, werden auch die inneren, eigenen Stimmen lauter; wann sonst nehmen wir unsere gedachten Sätze mit solcher Präzision und Vollständigkeit wahr, irgendwo zwischen Stimmbändern und Rachenraum? Wann sonst als in solchen Momenten wachsender Ungeduld werden wir so untrüglich der engen Verbindung von körperlichen Empfindungen und Sprachsinn gewahr? Wann sonst erleben wir so hautnah die Dimension des Angesprochen-Werden- Wollens? Erst wenn die Glätte der selbstverständlich funktionierenden Rede aufgeraut wird, hört und fühlt man den Grund der Rede: die Stille.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-93478-5_11

Full citation:

Dietrich, C. (2011)., Leiblichkeit und Erzählen, in O. Hartung, I. Steininger & T. Fuchs (Hrsg.), Lernen und Erzählen interdisziplinär, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 189-199.

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