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215268

(2011) Kultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Erving Goffman

Die Kultur der Kommunikation

Hubert Knoblauch

pp. 189-201

Erving Goffman wurde 1922 in der kanadischen Provinz Alberta als Sohn jüdischer Eltern geboren. Zunächst studierte er Soziologie in Toronto, wo er 1945 den Bachelor of Arts erhielt. In Toronto studierte er unter anderem bei Birdwhistell, einem der Pioniere der visuellen Erforschung menschlicher Interaktionen. Dann wechselte er an die Universität von Chicago, damals noch immer Heimstatt der berühmten Chicagoer Schule. Diese schuf sich bekanntlich zwischen den zwei Weltkriegen einen Namen in den Bereichen Stadtsoziologie, soziologische Theorie und insbesondere Symbolischer Interaktionismus und avancierte zum Mekka der soziologischen Ethnographie. Seinen Studien bei Warner und Hughes folgte ein Aufenthalt an der Universität von Edinburgh. Auf den vor Schottland liegenden Shetland-Inseln führte Goffman dann von 1949-1951 Feldforschung durch. Mit der daraus entstandenen Dissertation Communication Conduct in an Island Community promovierte er 1953 in Chicago u. a. bei Anselm Strauss, einem der Hauptvertreter des so genannten Symbolischen Interaktionismus. Nach dieser Zeit führte er – ohne feste Anstellung – unterschiedliche Studien durch, u. a. als "visiting scientist" in dem St. Elisabeth Hospital, Washington, DC. in dem er das Verhalten der Patienten beobachtete und eine Ethnographie der Lebenswelt in Anstalten anfertigte. 1959 erschien dann sein erstes Buch, The Presentation of Self in Everyday Life (deutsch: "Wir alle spielen Theater"), das ihn bald berühmt machen sollte. Ab 1958 begann Goffman an der Universität in Berkeley zu lehren, zunächst als Assistenzprofessor, ab 1962 als ordentlicher Professor. Dort wurde aus ihm eine regelrechte Kultfigur. Nicht zuletzt, um dem damit verbundenen wachsenden Rummel zu entfliehen, nahm er 1969 einen Ruf an die Universität von Pennsylvania in Philadelphia an. Goffman erhielt für seine Werke eine Reihe von Auszeichnungen und wurde schließlich 1981 zum Präsidenten der Amerikanischen Gesellschaft für Soziologie gewählt. Er verstarb jedoch 1982, ohne seine Antrittsrede noch halten zu können. Als Autor zählt Goffman zu den wohl populärsten Soziologen überhaupt, dem es gelang, weit über die engen Grenzen einer Spezialdisziplin hinaus ein breites Publikum anzusprechen. The Presentation of Self in Everyday Life ist heute, mehr als vierzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1959, eines der meistgekauften soziologischen Bücher – in Deutschland wie international. Über zwanzig Jahre nach seinem Tod sind viele andere seiner Bücher bis hin zu seinen letzten – den Forms of Talk von 1981, das jüngst in deutscher Sprache erschien (Goffman 2005) – anhaltend Quelle für mannigfaltige wissenschaftliche Forschungen – seien es theoretischanalytische oder empirische.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-92056-6_16

Full citation:

Knoblauch, H. (2011)., Erving Goffman: Die Kultur der Kommunikation, in S. Moebius & D. Quadflieg (Hrsg.), Kultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 189-201.

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