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Interpretationstheorie und fremdkulturelles Verstehen

Lutz Danneberg

pp. 99-109

Ein Thema, das auf den ersten Blick wie kein zweites des Kolloquiums die theoretische Zuständigkeit der Literaturwissenschaften gleich in mehrfacher Hinsicht fordert, resultiert aus der Prämisse, daß sich mit der Internationalisierung auch besondere Probleme des Text-Verstehens stellen. Als prädestiniert hierfür erscheinen diese Disziplinen nicht zuletzt wegen ihrer anhaltenden Problematisierung und Reflexion des Verstehens kulturell fremd gewordener Texte. Während die Transnationalität von Wissenschaft gerade darin besteht, bei der Begutachtung vorliegender Wissensansprüche von kulturellen und auch nationalen Kontextmerkmalen ihrer Verfechter abzusehen1, scheint das beim Verstehen kulturell fremder Texte gerade umgekehrt zu sein. Wenn man das Verstehen von Texten als die Verbindung eines Textes mit einem oder mehreren Kontexten auffaßt, dann heißt das Verstehen einer Äußerung als kulturell bestimmt, sie in ihrem bestimmenden (historischen) Kontext aufzusuchen.2 Im Prinzip (so ließe sich vermuten) gilt für die in der Zeit uns fremd gewordenen Ausschnitte der eigenen kulturellen Entwicklung gleiches wie für Äußerungen kontemporärer kultureller Fremdheit.3 Probleme des interkulturellen Verstehens sind nicht nur benannt worden; ihre Erörterung beherrscht einen nicht unbeträchtlichen Teil der theoretischen Diskussion (nicht nur in den Literaturwissenschaften, etwa auch in der Theologie4) — Stichwörter wie »Alterität« und die Wahrnehmung des »Anderen«, des »Fremden« markieren das Thema und die Kontroversen5 (auch wenn sie nicht selten zu ›Leerformeln‹ geworden sind).

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03631-5_4

Full citation:

Danneberg, L. (1996)., Interpretationstheorie und fremdkulturelles Verstehen, in L. Danneberg & F. Vollhardt (Hrsg.), Wie international ist die Literaturwissenschaft?, Stuttgart, Metzler, pp. 99-109.

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