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201228

(2011) Die Entdeckung des Neuen, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Kontingenz in der Fallanalyse

Über den Umgang mit unsicherem Wissen in der Polizeipraxis

Harald Dern

pp. 201-215

Jedwede Entdeckung von Neuem setzt zunächst Altbekanntes voraus. Wir benötigen eine solide Basis vermeintlich gesicherten Wissens, von der aus wir hinaus schauen auf das, was wir uns noch nicht zu eigen gemacht haben. Als Menschen, die wir sind, sind wir neugierig und bedürfen des Wissens, um die Welt in unserem Sinne zu ordnen, letztlich auch zu kontrollieren. Was wir einordnen und ‚begreifen" können, haben wir ‚erfasst", es gehört uns und wir können disponieren. Nicht zufällig kreist die Metaphorik des Wissens um Begriffe des Greifens und Festhaltens. In diesem Streben jedoch sind wir Gefangene unserer Körper in ihrer spezifischen Beschaffenheit, unseres Geistes und unserer Kultur, welche uns nur gewisse Dinge sehen, nur gewisse Dinge greifen lassen. Anderes bleibt uns auf ewig verborgen, weil wir der uns eigenen anthropomorphen Sicht der Welt unausweichlich verhaftet sind. In diesem bescheidenen Rahmen jedoch versuchen wir zu kategorisieren und zu benennen im ständigen Streben danach, die Welt ‚fassbar" werden zu lassen. Und da es anmaßend wäre, gleich das große Ganze begreifen zu wollen, so konzentrieren wir uns jeder auf einen kleinen Teil, für den wir uns zuständig fühlen und den wir überblicken. Dass sich diese vielen Teile sodann zu einem großen Mosaik zusammenfügen können, welches unsere Welt umreißt, lässt Erkenntnis entstehen, die wir in Aufsätzen, Büchern oder Lehre weitergeben und die schließlich zu einer Wissensbasis konsolidiert, von der aus es wiederum Neues zu entdecken gibt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-93249-1_13

Full citation:

Dern, H. (2011)., Kontingenz in der Fallanalyse: Über den Umgang mit unsicherem Wissen in der Polizeipraxis, in N. Schröer & O. Bidlo (Hrsg.), Die Entdeckung des Neuen, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 201-215.

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