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Mein Thema ist die Richtungspräposition "vor". Ich verwende sie bei einigen Überlegungen zur Sprachproduktion und Sprachrezeption und speziell zum Sprechen über Raum als Beispiel. Dabei dürfte ein methodologischer Sachverhalt zutage treten, den die Psychologie in meiner Sicht derzeit noch weithin ignoriert: Man muß nicht nur dann die außerordentlich hohe Komplexität und Flexibilität psychischer Vorgänge in den Blick nehmen, wenn man komplexe seelische Phänomene untersuchen will. Freilich erkennt man sogleich die Vielgestaltigkeit psychischer Strukturen und Prozesse, ihre diffizile Vernetztheit und Dynamik, wenn man beispielsweise erforscht, wie sich Menschen um die Lösung ihrer komplexen Alltagsprobleme bemühen, wie sie sich verhalten, wenn sie in verwickelte Entscheidungsprozesse involviert sind oder wie es ihnen bei tiefgreifenden emotionalen Konflikten ergeht. Nun soll auch dieser Beitrag deutlich machen, daß man sich sehr wohl die ganze Komplexität und Flexibilität psychischer Vorgänge vergegenwärtigen muß, wenn man — zum Beispiel — so elementare und scheinbar einfache mentale Phänomene wie den Gebrauch des Wörtchens "vor" untersucht. Will man die Verwendung von "vor" und ähnlichen Lokativen angemessen beschreiben oder sogar erklären und vorhersagen, so gewinnt man schnell die Einsicht, daß das scheinbar Einfache auf komplexen kognitiven Strukturen aufruht und aus verwickelten kognitiven Prozessen resultiert. Stellt man das nicht in Rechnung, bleiben experimentelle und anders gewonnene Befunde unsicher, man schöpft die in der Sache liegenden Erklärungspotenzen nicht aus.

DOI: 10.1007/978-3-663-08927-8_6

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