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199823

(2014) Grenzen der Bildinterpretation, Dordrecht, Springer.

Am Abgrund des Gesichts

Gunnar Schmidt

pp. 171-195

Das Gesicht ist – zumindest in einer auf Individualisierung und Distanzierung basierenden abendländischen Kultur – das pathetische Medium schlechthin. Die sozio- anthropologische Bedeutsamkeit des Gesichts hat bekanntlich dazu geführt, dass sich historisch ein Verstärkermilieu aus sich gegenseitig bedingenden Verhaltens- und Beobachtungsstrategien entwickelt hat. Das Gesicht als Kommunikationsmittel, als Objekt der biologischen Kennung, der schützenden, verstellenden Maskierung oder der idealisierenden Bearbeitung, das Antlitz als Münze ethischer Wertung, die Visage als rassistische Grundform, das spiegelbildliche Interface als Medium » intimer Exzentrik « (Sloterdijk 1998: 207), aus der jenes Ich erwächst, das unsere Rede über Identität stützt – all dies hat mittlerweile zu einer nicht mehr überblickbaren Diskursvielfalt geführt, die das System der kulturell und historisch sich wandelnden Semantiken zu ergründen sucht und die Hochwertform Gesicht ein zweites Mal bestätigt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-03996-7_9

Full citation:

Schmidt, G. (2014)., Am Abgrund des Gesichts, in M. Müller & H. Soeffner (Hrsg.), Grenzen der Bildinterpretation, Dordrecht, Springer, pp. 171-195.

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