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199632

(2017) Erzählen, Stuttgart, Metzler.

Psychotherapie

David Lätsch

pp. 166-172

Sigmund Freud, der Begründer der psychoanalytischen Psychotherapie, war ein begnadeter Geschichtenerzähler und Metaphoriker. Darin liegt ein Schlüssel zum Verständnis der weltumspannenden Verbreitung, die das Denkmodell der Psychoanalyse im 20. Jahrhundert erfahren hat: Die psychoanalytische Psychologie weiß faszinierende Dramen zu erzählen. Unbewusste Triebe, die zum Ausdruck drängen; als Polizisten sich aufspielende Abwehrmechanismen, die die Wiederkehr des ins Exil verdrängten Unbewussten zu verhindern suchen; Knaben, die ihre Mütter begehren; Väter, die ihre Söhne kastrieren (nur symbolisch, aber immerhin); das stürmische Es, das bedrängte Ich, das herrische Über-Ich: all das sind Ideen und Begriffe, die ihre Händel auf aufregende, dramatische, erzählenswürdige Weise miteinander führen. Wie kalt, steril und nüchtern wirken dagegen die Konstrukte und Faktoren der akademischen Psychologie mit ihren Zusammenhängen in Form von Korrelationskoeffizienten, die nur in den seltensten Fällen als Kausalitäten verstanden werden dürfen und immer nur so lange gelten, bis sie falsifiziert sind, was meist schon mit der ersten Replikationsstudie geschieht.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05364-0_26

Full citation:

Lätsch, D. (2017)., Psychotherapie, in M. Paloma Martínez (Hrsg.), Erzählen, Stuttgart, Metzler, pp. 166-172.

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