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184694

Zu einer relationalen Ungleichheitssoziologie

Jan Arendt Fuhse

pp. 179-206

Abstrakt

Die Netzwerkforschung allgemein und die relationale Soziologie im Besonderen grenzen sich oft in der Vorgehensweise von der sogenannten "Variablensoziologie" ab: So kritisieren etwa Barry Wellman (1983: 165) und Andrew Abbott (1997: 1152, 1164), dass in der Soziologie Individuen als isolierte Träger von Merkmalen wie Geschlecht, Bildung oder ethnischer Herkunft gesehen werden – und dass diese Merkmale in statistischen Analysen und in deren Interpretation als ‚Ursachen" für individuelles Verhalten, aber auch für unterschiedliche Ressourcenausstattung und unterschiedliche Werte und Einstellungen ausgemacht werden. So weiß man inzwischen, dass Frauen und die Kinder türkischer Migranten in Deutschland weniger verdienen als Männer bzw. die Kinder von Deutschen ohne Migrationshintergrund – über die dahinter liegenden Mechanismen, warum sie weniger verdienen, weiß man dagegen relativ wenig. Wellman setzt der Variablensoziologie die Konzentration der Netzwerkforschung auf die soziale Einbettung von Individuen entgegen, bei Abbott soll zusätzlich zu den Netzwerken noch die kulturelle Ebene berücksichtigt werden. Während Wellman also reinen Strukturalismus vertritt, entspricht die Argumentation von Abbott dem Ansatz der relationalen Soziologie: Soziale Netzwerke sind immer mit Sinn verwoben – Netzwerkstruktur und kulturelle Formen sollten entsprechend im Zusammenhang betrachtet werden (Fuhse 2009; Mützel 2009).

Publication details

Published in:

Arendt Fuhse Jan, Mützel Sophie (2010) Relationale soziologie: zur kulturellen Wende der Netzwerkforschung. Dordrecht, Springer.

Seiten: 179-206

DOI: 10.1007/978-3-531-92402-1_9

Referenz:

Arendt Fuhse Jan (2010) „Zu einer relationalen Ungleichheitssoziologie“, In: J. Arendt Fuhse & S. Mützel (Hrsg.), Relationale soziologie, Dordrecht, Springer, 179–206.