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Die Rolle der Konstitutionsproblematik im Rahmen der Allgemeinen Phänomenologie

Ulrich Claesges

pp. 9-34

Eine erste Vorzeichnung des Husserlschen Weltbegriffes kann aus einem Grundzug seines gesamten Philosophierens gegeben werden. Dieser besteht, kurz gesagt, in einer universalen Re-flexion auf dieKorrelation von Gegenstand und Gegenstands- bewußtsein.1 Die besondere Eigenart der phänomenologischen Korrelationsforschung ist aber bestimmt von der speziellen Gestalt, die Husserl der Idee der "Intentionalität" gegeben hat.2 Intentionalität besagt zunächst als konstatierbare und beschreibbare Grundeigentümlichkeit jeden Bewußtseins, daß dieses nur möglich ist als Bewußtsein-von Etwas. Das Entscheidende dieser Einsicht liegt aber darin, daß damit die Korrelation von Bewußtsein und Gegenstand selbst einer universalen Deskription zugänglich ist. Damit wird die Aufdeckung einer Wesensstruktur jeden Gegenstandsbewußtseins möglich, die darin besteht, daß jeder aktuell bewußte Gegenstand, jeder faktische Stand des auf ein Gegenstandsgebiet bezogenen Wissens in ihm selbst eine Vorzeichnung auf einen möglichen Fortgang der Erfahrung von demselben enthält. Dies ergibt den formalen Begriff eines Horizontes, in dem jeder mögliche Fortgang der Erfahrung einbehalten ist. Dieser Horizont ist die Welt. 3 Welt ist also nicht nur der Inbegriff der Dinge, der Gegenstände möglicher Erfahrung, sondern vielmehr die Wesensstruktur der Korrelation von Bewußtsein und Gegenstand. Eine Konkretisierung des Weltbegriffes ist also nur dadurch möglich, daß die Strukturen expliziert werden, welche im vorhinein den Bezug des Bewußtseins auf seinen Gegenstand bestimmen. So ist zu verstehen, wie Welt in jeder aktuellen Erfahrung, wenn auch unthematisch, anwesend ist.

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-010-3573-6_2

Full citation:

Claesges, U. (1964). Die Rolle der Konstitutionsproblematik im Rahmen der Allgemeinen Phänomenologie, in Edmund Husserls Theorie der Raumkonstitution, Den Haag, Nijhoff, pp. 9-34.

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