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139552

Die Seinsweise der Welt

Karl Schuhmann

pp. 143-194

Das Sein des Bewußtseins, d.h. der Ichbezogenheit auf die Welt realer Dinge, hat sich als ursprüngliche Nachträglichkeit herausgestellt, als eine von keinem Apriori bedingte, unabhängige und freie Aposteriorität. Aufgrund seiner Ursprünglichkeit ist das Sein des Bewußtseins schlechthin absolutes Sein. Als Aposteriori aber ist es für relatives Sein innerhalb seiner, für die Transzendenz einer Welt aufgebrochen 1. Noch mehr: Um seines eigenen absoluten, des inten-tionalen Seins willen muß das Bewußtsein Welt (in den zwei Etappen der Etwas- und der Generalthesis) notwendig konstituieren. Diesem Sachverhalt entsprechend hat sich das Sein der Realwelt als faktisches, in sich unauflösbares und unrückführbares Sein einerseits erwiesen, das aber auf der anderen Seite nur relatives, bewußtseinsver-wiesenes Sein eines vom Bewußtsein nicht verschiedenen Bestehens, eines "non aliud", ist. Das unfreie Muß, die triebmäßige Passivität des Ich in der Weltsetzung, läßt die Realität als ein vorgefundenes Ansich zu Bewußtsein kommen. In der Reflexion auf es erscheint es aber dem sich an der Absolutheit der Welt messenden Bewußtsein als sein eigener leerer Anfang, hinter den es – und dies ist der Sinn der Weltabsolutheit — nicht mehr zurückgehen kann, um ihm "nochmals", und diesmal "bewußt", zu setzen. Denn das Bewußtsein findet sich in der Reflexion und Bewußtwerdung als immer schon angefangen habend, so daß sein Anfang seine absolute Vergangenheit ist. Hier ist keine Iteration mehr möglich.

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-010-3037-3_7

Full citation:

Schuhmann, K. (1971). Die Seinsweise der Welt, in Die Fundamentalbetrachtung der Phänomenologie, Dordrecht, Springer, pp. 143-194.

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