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148714

(1991) Welt im Widerspruch, Dordrecht, Springer.

Mitkonstituenten und Mitkonstituierende

Stephan Strasser

pp. 65-68

Was bedeutet der phänomenologische Fachausdruck "Konstitution"? Wer mit Husserls Gesamtwerk vertraut ist, weiß, daß kein einziger seiner operativen Begriffe so vieldeutig ist wie der der "Konstitution". Im Jahre 1951 stellte Eugen Fink, Assistent und Mitarbeiter des älteren Husserl, fest: "Bei Husserl schwankt der Sinn der transzendentalen Konstitution zwischen Sinnbildung und Kreation. Und letztlich bleibt auch der Seinssinn des allumgreifenden Gesamtlebens unbestimmt".1) Daß jenes Schwanken zu einer schier uferlosen Diskussion der Husserl-Interpreten Anlaß gab, weiß jeder, der die Sekundärliteratur kennt. Wir möchten uns nicht in das Gewühl der vielfältigen Meinungen begeben, sondern unsere Zuflucht zu einem bestimmten methodischen Vorgehen nehmen. Im Falle solch einer schwierigen Begriffsbestimmung empfiehlt es sich, nicht von einem Maximal-, sondern von einem Minimalkonzept auszugehen. Finks Begriff der "Kreation" stellt zweifellos ein Maximum dar. Das Minimum finden wir bei Husserl überall dort, wo er unter "Konstitution" die Korrelation des Gegebenen zu dem Wie seiner Gegebenheit versteht. Nehmen wir an, daß jene Korrelation nicht traditionell festgelegt ist, sondern infolge einer aktiv-passiven Genese entstehen oder herbeigeführt werden muß, dann kommen wir zu einer genuin phänomenologischen Minimaldefinition: Konstituieren ist Erscheinen-lassen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-011-2484-3_17

Full citation:

Strasser, S. (1991). Mitkonstituenten und Mitkonstituierende, in Welt im Widerspruch, Dordrecht, Springer, pp. 65-68.

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