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(2011) Die Gesellschaft der Dinge, Menschen, Götter, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die Universität als institutionelle Fiktion

Wolfgang Eßbach

pp. 113-129

Könnte es sein, daß die mal verrottete, mal zerschlagene und restlos zerstörte, dann wieder totgesagte Universität in Deutscland ihr fortdauerndes Dasein dem verdankt, was Karl-Siegbert Rehberg "die realitätsschaffende Macht institutioneller ,Fiktionen" genannt hat? Wie kann es dann aber geschehen, daß eine so unwahrscheinliche und vor allem in sich paradoxe Fiktion wie die "Idee der Universität" sich durch institutionelle Mechanismen überhaupt darstellen kann? Paradox sind die Ordnungsbehauptungen ebenso wie die Geltungsansprüche nicht allein in dem, was als universitäre Idee der Einheit der Wissens chaft gelten soll, sondern vor allem auch im Verhältnis von Universität und Gesellschaft. Der von politischen und ökonomis chen Machtansprüchen möglichst weitgehend ausgesparte akademische Raum soll gerade besonders wertvolle Ergebnisse für Gesells chaft, Staat und Wirts chaft liefern. Beide Seiten, das Interesse an starker Funktionalisierung und die Strukturbedingung der Entlastung der Universität von gesells chaftlichen Dringlichkeiten, stehen in schwer zu stabilisierender Spannung zueinander. Es gilt: Ohne Muße, keine wissenschaftliche Kreativität; ohne wissenschaftliche Kreativität, keine Leistungssteigerungen – es gilt aber auch: Ohne Respekt vor den gesells chaftlichen Ansprüchen degeneriert die Universität zu einem verantwortungslosen Professorenclub. Die europäische Universitätsgeschichte ist randvoll mit bewundernswerten und mißratenen Gestaltungen dieses Paradox.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-92835-7_7

Full citation:

Eßbach, W. (2011). Die Universität als institutionelle Fiktion, in Die Gesellschaft der Dinge, Menschen, Götter, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 113-129.

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