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220723

(2018) Handbuch Pragmatismus, Stuttgart, Metzler.

Erkenntnistheorie

Michael Festl

pp. 116-123

Was die Erkenntnistheorie, verstanden als Disziplin der theoretischen Philosophie, betrifft, verfolgt der Pragmatismus ein deflationäres Projekt. Es geht nicht zuletzt darum, der Philosophie die überbordenden Hoffnungen auszutreiben, die sie mit dem Projekt Erkenntnistheorie traditionell verbindet. Der Pragmatismus steht der Erkenntnistheorie, wie sie von der Philosophie betrieben wird, kritisch gegenüber, erst recht, wenn selbige Disziplin, was nicht selten vorkommt, zur Mutter aller Wissenschaften hypostasiert wird (s. Kap. 37). In diesem Sinne ist der junge Peirce damit beschäftigt, René Descartes‹ Meditationen zum Behufe unbezweifelbarer Erkenntnis zurückzuweisen – die Geburt des Pragmatismus aus erkenntnistheoriekritischem Geiste (s. Kap. 1). Aus diesem zunächst destruktiv angelegten Projekt ergibt sich jedoch eine überaus fruchtbare Neukonzeption der Erkenntnistheorie. Unter den Händen des Pragmatismus wird die Erkenntnistheorie von einer engen philosophischen Disziplin, befasst mit Spezialfragen, welche sich die Philosophie selbst auferlegt und die außerhalb der Philosophie nicht oder allenfalls kaum verfolgt werden, zu einer umfassenden Anschauungsart menschlichen Handelns primär in Bezug auf die Fragen, wie man zu neuer Erkenntnis kommt und welche Grade von Erkenntnis es gibt, dabei immer auch mitgedacht, wie Erkenntnis mit dem Menschen und seiner Umwelt zusammenhängt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-04557-7_16

Full citation:

Festl, M. (2018)., Erkenntnistheorie, in M. Festl (Hrsg.), Handbuch Pragmatismus, Stuttgart, Metzler, pp. 116-123.

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