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218318

(1995) Generation und Gedächtnis, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Diesseits des"Floating Gap"

Das Kollektive Gedächtnis und die Konstruktion von Identität im Wissenschaftlichen Diskurs

Lutz Niethammer

pp. 25-50

Jan Assmann hat in seinem Buch über das »kulturelle Gedächtnis«1 auf seine unnachahmlich kenntnisreiche, behutsame und entschiedene Weise jene Begriffe erarbeitet, über die ich im Rahmen dieser Tagung Geschichte und Gedächtnis — Zur Konstruktion kollektiver Identitäten zu sprechen gebeten worden bin. Er hat den Begriff des kollektiven Gedächtnisses bei jenem Soziologen, der ihn seit den 20er Jahren eingeführt hat, Maurice Halb wachs2, rekonstruiert und seinen Erfinder als den Begründer der Schule der »social construction of knowledge« avant la lettre ausgewiesen. Zur Präzisierung hat er dazu eine Unterscheidung eingeführt, nämlich zwischen einem kommunikativen und einem kulturellen Gedächtnis, wobei das erste gleichsam das soziale Kurzzeitgedächtnis ausmacht, insofern es die fluide und vergängliche Verständigung der Mitlebenden über ihre selbsterlebte Vergangenheit darstellt, während das kulturelle Gedächtnis jene Symbolisierungen überliefere und zu künftigen Lektüren bereithalte, in denen sich der sinnhafte Erfahrungsgehalt der Mitlebenden — bzw. dessen Deutung oder Zuschreibung durch Nachlebende — objektiviert hat. Des weiteren gehört Assmanns Interesse im Rahmen einer kulturellen Evolutionstheorie diesen kulturellen Symbolisierungen, welche vor aller historischen Distanzierung zur Vergegenwärtigung des Wir-Gefühls einer Gruppe dienen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-95972-0_2

Full citation:

Niethammer, L. (1995)., Diesseits des"Floating Gap": Das Kollektive Gedächtnis und die Konstruktion von Identität im Wissenschaftlichen Diskurs, in K. Platt & M. Dabag (Hrsg.), Generation und Gedächtnis, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 25-50.

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