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218170

(2014) Bourdieu-Handbuch, Stuttgart, Metzler.

Einverleibung (incorporation)

Gerhard Fröhlich

pp. 81-90

Der menschliche Körper ist der »große Abwesende […], der große Verachtete der philosophischen Tradition« (Onfray 1992, 26), diffamiert als Kerker der Seele, völlig überstrahlt vom Glanz des menschlichen ›Geistes‹. Sofern sich die Philosophie der Vergangenheit mit dem Körper befasste, dann meist im Sinne einer distinktiven Strategie, zwecks Propagierung und Legitimierung von Körperdisziplinierung und -distanzierung. Die platonisch-christliche Tradition der Körperverleugnung bildet den Hintergrund der Strategie der Körperdistanzierung zwecks *Distinktion (Kultur als Ferne zur Natur, vgl. 1982c, 310): Um sich von den Unteren abzugrenzen, müssen die häufigen, »natürlichen« (d.h. geringeren ökonomischen, kulturellen, zeitlichen Aufwand voraussetzenden) Praktiken der unteren Schichten von den oberen Schichten mittels seltenerer (aufwändigerer, stilistisch stärker überhöhter) Praktiken kontrastiert werden. Die Verleugnung der Sexualität als Zölibat ist dabei eine Extremform von Distinktion.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-01379-8_18

Full citation:

Fröhlich, G. (2014)., Einverleibung (incorporation), in G. Fröhlich & B. Rehbein (Hrsg.), Bourdieu-Handbuch, Stuttgart, Metzler, pp. 81-90.

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