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149444

(1971) Selected papers/ausgewählte Schriften, Dordrecht, Springer.

Das Symptom, seine Entstehung und Bedeutung für unsere Auffassung vom Bau und von der Funktion des Nervensystems

Kurt Goldstein

pp. 126-153

Wir sind so gewohnt, die Symptome als unmittelbaren Ausdruck der Schädigung bestimmter Teile des Nervensystems zu betrachten, daβ schon die Frage nach der Entstehung der Symptome als eine zum mindesten überflüssige erseheinen könnte. Sehen wir uns aber die Symptome näher an, so stellen wir fest, daβ nur ein geringer Teil wirklich ohne weiteres, der gröβte Teil eigentlich erst bei ganz bestimmter Untersuchung in Erscheinung tritt. Die Symptome sind Antworten, die der Organismus auf ganz bestimmte, von uns gestellte Fragen gibt, sie sind also zum mindesten mitbedingt durch unsere Fragestellung, die wiederum ihrerseits völlig von der theoretischen Grundauffassung bestimmt wird, die wir vom Bau and von der Funktion des Nerven­systems haben. Wie wir uns das Nervensystem aus einzelnen Apparaten zusammengesetzt denken, so werden wir auch bei der Feststellung der Symptome von dem Bestreben geleitet, die einzelnen Teile des Nervensystems nach Möglichkeit zu isolieren und gesondert zu untersuchen. Diesem Verfahren verdanken wir die Kenntnis der Reflexe, des Gesichtsfeldes und seiner Störungen, der umschriebenen Sensibilitätsstörungen, verdanken wir die Trennung der Motilität von der Sensibilitat, die Abgrenzung umschriebener Aphasien, Apraxien, Agnosien, die Kenntnis umschriebener Gedächtsnisleistungen, um­schriebener Intelligenzdefekte usw.

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-010-2855-4_4

Full citation:

Goldstein, K. (1971). Das Symptom, seine Entstehung und Bedeutung für unsere Auffassung vom Bau und von der Funktion des Nervensystems, in Selected papers/ausgewählte Schriften, Dordrecht, Springer, pp. 126-153.

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