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KI-Abend "Erfahrung & Gedächtnis"

München, 18th November 2021

Official Website
100548

Organised by

Selin Gerlek

Venue

München

Öffentlicher Diskussionsabend: „ Erfahrung & Gedächtnis“, in der Reihe „KI in der Medizin


Vorträge:

Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs (Heidelberg): Erfahrung, Intuition und „lernende Systeme“ – ein kritischer Vergleich
 
JunProf. Dr. Kristina Liefke (Bochum): Warum braucht ein künstlicher Agent ein episodisches Gedächtnis?
 
JunProf. Dr. Sebastian Weydner-Volkmann (Bochum): Vertrauen und Vertrautheit bei KI-Technologien
 

Termin:  18.11.2021 | 18:00-19:30 Uhr | Online (via Zoom)
 
OrganisationJProf. Dr. med. Dr. phil. Orsolya Friedrich, Sebastian Schleidgen, Dr. phil. Selin Gerlek, Johanna Seifert
Anmeldung: meliz-sema.kaygusuz@fernuni-hagen.de
 
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Abstracts:
 
Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs (Heidelberg): Erfahrung, Intuition und „lernende Systeme“ – ein kritischer Vergleich
Die Fortschritte von adaptiver Künstlicher Intelligenz, d.h. sogenannter „lernender Systeme“, werfen die Frage auf, ob und wenn ja, in welchen Bereichen ihre Leistungen menschlicher Erfahrung und Intuition überlegen sind. Der Vortrag stellt zunächst die digitale Mustererkennung in der KI der menschlichen Wahrnehmung von Gestalten und Ähnlichkeiten gegenüber, die auf der Bildung von Erfahrung anhand von typischen Beispielen beruht. Am Beispiel der klinischen Diagnostik und Einschätzung in der Psychiatrie wird dann gezeigt, dass die erfahrungsbasierte klinische Intuition die Erfassung einer Beziehungssituation erlaubt, die einer digitalen Mustererkennung prinzipiell unzugänglich ist. Daraus folgt die These, dass zumindest in Bezug auf interpersonale Situationen die intuitive Wahrnehmung nicht durch „deep-learning“-Systeme zu ersetzen ist.
 
JunProf. Dr. Kristina Liefke (Bochum): Warum braucht ein künstlicher Agent ein episodisches Gedächtnis?
Episodisches Gedächtnis ist Langzeitgedächtnis für persönlich erlebte Ereignisse. Neue Forschungen in der Psychologie und den Kognitionswissenschaften haben verschiedene Schlüsselcharakteristika von episodischem Gedächtnis identifiziert, die auch für künstliche Agenten relevant sind. Diese beinhalten die Generierung von neuen (= nicht direkt aus der Erfahrung ableitbaren) Inhalten, die Möglichkeit eines Perspektivenwechsels auf das erfahrene Ereignis, sowie die Beeinflussung des Erinnerungsinhaltes durch soziale und kommunikative Biases. Diese Charakteristika tragen selbst die besten zeitgenössischen KIs (z.B. die KI von DeepMind) nur sehr beschränkt. Grund hierfür sind insbesondere die mögliche Einzigartigkeit des erlebten Ereignisses (‘one-shot learning’) und die hohe Subjektivität und Kontextabhängigkeit der mnemonischen Modifikation. Vor dem Hintergrund der genannten Charakteristika argumentiert mein Vortrag für die hohe Relevanz von episodischem Gedächtnis für das Lernen, die Kommunikation/Interaktion und die Adaptivität von künstlichen Agenten. 

JunProf. Dr. Sebastian Weydner-Volkmann (Bochum): Vertrauen und Vertrautheit bei KI-Technologien
Politische Initiativen rund um Digitalisierung, Machine Learning und KI haben neuerdings den Begriff des Technikvertrauens mit in den Fokus der Debatten gerückt. So legte 2019 etwa eine hochrangige Expertengruppe der Europäischen Kommission Ethik-Richtlinien für „vertrauenswürdige KI” vor. In meinem Vortrag möchte ich zeigen, inwiefern neuere Digitaltechniken und insbesondere KI-Techniken dazu tendieren, einen vertrauten Umgang mit ihnen zu unterlaufen. Im Anschluss daran werde ich dann einige Bedingungen für eine auch für Laien vertrauenswürdige KI formulieren.


Weitere Informationen zur Reihe 'KI in der Medizin':
Das Programm wird mit weiteren Veranstaltungen Wintersemester 2021/22 fortgeführt. 
https://interactionphilosophy.wordpress.com/lecture-series-ai-in-medicine/