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Karl Bühler und das Wiener Psychologische Institut oder die unterschätzte Bedeutung des Lokalen

Wien, 4 - 5 February 2021

Im Mittelpunkt des Workshops steht die Tätigkeit Karl Bühlers am Psychologischen Institut der Universität Wien von 1922 bis 1938, dabei soll das Verhältnis von Werk und Wissenschaftsbetrieb in den Fokus gerückt werden. Gewöhnlich wird das Denken eines Forschers aus seinen Werken erschlossen, Bücher und Artikel bilden die hauptsächliche Quelle der Rezeption und finden sich im Mittelpunkt sowohl der personenbezogenen wie auch der Ideen-, Problem- und Begriffsgeschichte der Wissenschaften. Der Workshop widmet sich einer anderen, u.E. ebenso wesentlichen, aber oft vernachlässigten Quelle wissenschaftlichen Denkens, die man als «Wissenschafts- und Universitätsbetrieb» oder kurz, Alltagswissenschaft bezeichnen könnte. Hier geht es vor allem um lokale Aktivitäten: Lehrveranstaltungen, in denen Ideen ausprobiert und akzentuiert werden; Forschungsprogramme, auch die, die nie verwirklicht wurden; Konferenz- und Vereinstätigkeit; Forschungskolloquien; die Betreuung von Doktorarbeiten; Zusammenarbeit mit Kollegen eigener oder anderer Fakultäten. Das Problem dieser Quellen besteht darin, dass sie in minutiöser Kleinarbeit gesucht und rekonstruiert, teilweise auch indirekt erschlossen werden müssen. Wir gehen von zwei Thesen aus: 1. In Bühlers Schaffen kommt dem was lokal passiert, auch gerade wegen seines Arbeitsstils, eine grosse Bedeutung zu. 2. Eine genaue Rekonstruktion dieser lokalen Arbeitsfelder wirft - zum Teil - ein neues Licht auf seine Schriften und Werke und verlangt dementsprechend nach neuen Interpretationen. Besonders stark zeigt sich die lokale Komponente von Bühlers Schaffen in Wien. Dies zum einen durch die grosse Anzahl von Diskussionskreisen und wissenschaftlichen Vereinen, die in der Stadt existierten; zum anderen durch die immer grösser werdende Anzahl von Doktoranten, Mitarbeitern, Hörern und Interessenten am Psychologischen Institut.